Was ist Alt-Katholisch?
Als nach den Beschlüssen des ersten Vatikanischen Konzils (begonnen 1869, abgebrochen 1870) katholische Christen ein überzeugtes Nein zu den neuen päpstlichen Machtansprüchen zu sprechen bereit waren – es ging dabei um zwei neu formulierte Dogmen, nämlich die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen sowie die universale Rechtsgewalt über jeden einzelnen Katholiken weltweit – verstanden sich die Frauen und Männer der ersten Stunde als „alt-katholisch“. Sie verweigerten sich den nicht biblisch begründbaren Neuerungen und blieben der „alten“ Kirche treu.
Es ging ihnen dabei aber um ein evangeliumsgemäßes und damit kreatives „Ja“ zu einer synodalen Kirche, aus der sich eine katholische Alternative entwickelte, wie sie dem Geist der alten Kirche des ersten Jahrtausends entspricht.
Im Juni 1873 wurde in Köln nach über 1000 Jahren zum ersten Mal wieder gemeinsam von Klerus und Volk ein katholischer Bischof gewählt, der erste Bischof des neu entstandenen alt-katholischen Bistums in Deutschland.
Zeitgemäß und aus alten Wurzeln
Alt-Katholikinnen und Alt-Katholiken schöpfen aus dieser alten Tradition der gemeinsamen Verantwortung und Mitentscheidung zum Wohle der Menschen im Lichte Jesu Christi.
Die Teilhabe von Frauen an geistlichen Ämtern, die Beachtung des Gewissens des Einzelnen, die Möglichkeit einer Wiederheirat mit selbstverständlichem Zugang zu allen Sakramenten, die positive Bejahung menschlicher Sexualität, insbesondere auch im Hinblick auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften – all dies steht stellvertretend für einen zeitgemäßen Katholizismus, der alle Menschen in geschwisterlicher und ökumenischer Gastfreundschaft einlädt.